Rezension: „Die Ermordung des Commendatore II. Eine Metapher wandelt sich“ von Haruki Murakami

„Wir alle leben mit Geheimnissen, die wir nicht preisgeben können“ oder Reise in die Welt der Ideen

Nach dem wahrlich nervenzerfetzenden und verstörenden Schluss von Band I, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung von Haruki Murakamis „Die Ermordung des Commendatore“.
Leider muss ich gestehen, dass mich der 2. Band vor allem am Anfang enttäuscht hat. Es geht lange Zeit nicht so richtig voran in der Handlung – und wer eine Auflösung des seltsamen Schlusses erwartet, wird enttäuscht. Die tragische Lebensgeschichte des Malers Tomohiko Amada wird zwar aufgegriffen, aber die Wiener Zeit bleibt im Dunkel.
Das Geheimnis ist ohnehin ein Leitmotiv, das den gesamten Roman durchzieht. Oder, wie der Erzähler es auf Seite 461 ausdrückt: „Wir alle leben mit Geheimnissen, die wir nicht preisgeben können.“ Für mich als Leserin war das natürlich teilweise recht unbefriedigend.
Zur Geschichte: In Band I war der Porträtmaler, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, von seiner Frau verlassen worden. Er fuhr zunächst durchs Land und erfand sich dann im Haus des Malers Tomohiko Amada, der der Vater eines Freundes war, neu. Er verabschiedete sich von der kommerziellen Porträtmalerei und entwickelte einen neuen, reiferen Malstil. Im Haus des berühmten Nihonga-Malers Amada ereigneten sich indessen unheimliche Dinge. Jede Nacht ertönte der Klang eines Glöckchens und der undurchschaubare Nachbar Menshiki suchte auch Kontakt zum Erzähler. Zudem lernte er die 13-jährige Marie, eine seiner Malschülerinnen, näher kennen. Wirkliches und Unwirkliches verschwammen schon im 1. Teil, der in Deutschland unter dem Titel „Eine Idee erscheint“ veröffentlicht wurde. In Japan ist „Die Ermordung des Commendatore“ in einem einzigen Band herausgebracht worden. Bei etwa 1.000 Seiten ist es aber gar nicht so unklug, zwei Bände daraus zu machen. Nur der Preis ist dann natürlich entsprechend höher.
In Band 2, „Eine Metapher wandelt sich“, geht die Geschichte also weiter. Marie sitzt dem Maler Modell und Menshiki gesellt sich dazu. Die Welt gerät aus den Fugen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes -, als Marie eines Tages spurlos verschwindet. Der Erzähler ist sich dessen bewusst, dass er etwas tun muss und so begibt er sich in die Welt der Ideen…
Ab dem Zeitpunkt, zu dem Marie verschwindet, nimmt die Geschichte ordentlich Fahrt auf. Es wird schräg und unheimlich, wie man das von Murakami kennt. Der Schluss ist dann beinahe etwas zu überstürzt. Entscheidungen werden rückgängig gemacht und vieles wirkt schnell „wegerzählt“.
Trotzdem ist auch der zweite Band ein unterhaltsamer Murakami, den ich gern gelesen habe. Die Erwartungen, die Band 1 geweckt hat, konnten allerdings nicht erfüllt werden. Da hing die Latte wohl zu hoch.

Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore II. Eine Metapher wandelt sich
erschienen am 20. April 2018
www.dumont-buchverlag.de

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