Einmal ans Ende Europas und zurück – Arno Frank erzählt vom Flüchten und vom Warten
Arno Franks „So, und jetzt kommst du“ wird gerne mit Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ verglichen, denn erzählt wird von einem Roadtrip, der bei Frank bis ans Ende Europas führt. Allerdings sind hier nicht Freunde unterwegs, sondern eine Familie mit drei Kindern. Es ist die Geschichte eines Vaters, der ein krankhafter Hochstapler ist und einer Kindheit und Jugend, die an die Lebensgeschichte des Autors angelehnt ist.
Ich konnte den Roman nicht zur Seite legen und habe ihn innerhalb von einem Tag ausgelesen. Die Familiengeschichte lässt einen nicht los. Sie handelt von einem Abenteuer, wie es eigentlich nur in Filmen erzählt wird, denn im echten Leben passiert doch so etwas gar nicht, oder? Ein Mann träumt vom ganz großen Glück, vom Geschäft seines Lebens, das ihm ermöglicht, in Saus und Braus zu leben – und auf dem Weg dorthin, ist ihm so ziemlich jedes Mittel recht: „Menschen sind wie Steine, ganz einfach. Jedenfalls solltest du lernen, sie als Steine zu betrachten. […] Wie Wackersteine in einem Bach, über die du sicher auf die andere Seite kommst, genau! […] Manche Steine wackeln, andere sind glitschig. Aber die meisten sitzen stabil und fest. Auf keinem dieser Steine kannst du lange stehen, aber das musst du auch nicht. Dann trittst du auf den nächsten. Es geht darum, trocken drüben anzukommen. Das ist alles.“ (237)
Der Vater, gelernter Verwaltungsfachangestellte
Zurück in Deutschland gibt der Vater aber immer noch nicht auf. Wieder flüchtet er vor der Polizei – diesmal schlüpft er bei einem dubiosen „Geschäftspartner“ unter, doch auch dieser Aufenthalt kann nicht ewig währen…
Was für eine fulminante Geschichte über einen Mann, der das Scheitern und das Mittelmaß nicht erträgt und in die Kriminalität abrutscht, weil er mit der Oberschicht mithalten möchte. Arno Frank gelingt es auf eindrucksvolle Weise zwischen Komik und Tragik hin- und herzupendeln. Die Geschichte ist spannend und berührend, lässt einen laut auflachen und mitleiden, wenn es um die verlorene Kindheit des Erzählers und seiner Geschwister geht. Unbedingt lesen!
Arno Frank: So, und jetzt kommst du
erschienen am 25. September 2018
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